Die Gemeinsame Forschungsstelle (JRC)

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Die Gemeinsame Forschungsstelle (englisch: Joint Research Centre = JRC) betreibt Wissenschaft und Forschung im Dienste der Europäischen Kommission. Sie stellt Daten und Analysen zur Verfügung auf deren Grundlage politische Entscheidungen erarbeitet und auf ihre Wirksamkeit überprüft werden.

Aufgaben des JRC

Gute Politik berücksichtigt Daten und Fakten und übersetzt diese in Entscheidungen, die der Allgemeinheit dienen. Ein Problem der Gegenwart ist nicht mehr der Mangel an Informationen, sondern die Überfülle. Politische Entscheidungsträger müssen wichtige von unwichtigen und wahre von manipulierten Informationen unterscheiden, um schließlich zu sachlich fundierten Entscheidungen zu gelangen. An dieser Schnittstelle arbeitet das JRC. Es steht im Dienst der Europäischen Kommission und ist gleichzeitig unabhängig. Für viele Entscheidungen der EU liefert das JRC grundlegende Daten und Fakten, auf deren Grundlage dann Positionen wachsen können. Dabei wird immer die Europäische Union als Ganzes in den Blick genommen.

Das JRC nimmt eine Vielzahl von Aufgaben war. Es

  • unterstützt bei der Formulierung von Unionspolitiken,
  • arbeitet an Standardisierungs- und Normungsprozessen mit,
  • produziert und verbreitet öffentlich zugängliches Wissen (Berichte, Publikationen, Datenbanken und mehr) und
  • arbeitet mit Drittstaaten zusammen (etwa um EU-Standards zu verbreiten).

Seine Forschungsaktivitäten konzentriert das JRC auf folgende Bereiche: Energie, Transport, Umwelt- und Klimawandel, Landwirtschaft und Lebensmittelsicherheit, Gesundheit und Verbraucherschutz, Informations- und Kommunikationstechnologien, Referenzmaterialien, Sicherheit (inklusive nuklearer Sicherheit im Euratom-Programm).

Struktur und Aufbau des JRC

Das JRC ist eine Generaldirektion der Europäischen Kommission mit Hauptsitz in Brüssel. Seit 2019 liegt es im Verantwortungsbereich der Kommissarin für Innovation, Forschung, Kultur, Bildung und Jugend Mariya Gabriel.  Das JRC beschäftigt  mehr als 2.500 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, von denen der Großteil in den wissenschaftlichen Instituten tätig ist. Die JRC-Forschungsstätten sind über Europa verteilt und befinden sich in Sevilla (Spanien), Ispra (Italien), Karlsruhe (Deutschland), Geel (Belgien) und Petten (Niederlande). Das JRC ist matrixartig strukturiert. Die wissenschaftliche Arbeit erfolgt in räumlich verteilten, virtuellen Wissenszentren (Knowledge Centres, KC) und Kompetenzzentren (Competence Centres, CC). Während sich die Wissenszentren als "One-Stop-Shop" für bestimmte Themen verstehen, bündeln die Kompetenzzentren das Wissen zur  Anwendung spezifischer Instrumente oder Fähigkeiten (beispielsweise Text Mining oder Technologietransfer).

Das JRC als Vorreiter für die Realisierung des Europäischen Forschungsraumes

Zur Realisierung des Europäischen Forschungsraumes (EFR) trägt das JRC auf vielfältige Weise bei: Die Mobilität von Forscherinnen und Forschern wird durch die Gewährung von zahlreichen Forschungsaufenthalten gefördert. Gezielt baut das JRC seine Kooperationen mit hervorragenden Forschungseinrichtungen in- und außerhalb der EU aus. Exemplarisch ist dafür das Collaborative Doctoral Partnership Programme. In unregelmäßigen Abständen schreibt das JRC Hochschulkooperationen für die gemeinsame Ausbildung von Promovierenden aus.

Eine Vorreiterfunktion bekleidet das JRC auch im Bereich Open Access. Alle Veröffentlichungen des JRC sind öffentlich zugänglich. Die zum Teil einzigartigen Labore und Forschungsinfrastrukturen können auf Antrag von Forschung und Industrie mitgenutzt werden. Informationen zu aktuellen Kooperationsmöglichkeiten mit dem JRC stellt die Nationale Kontaktstelle für das JRC zur Verfügung.